Wie gelangen wir an unseren Wissensschatz?
Täglich findet Wissenstransfer in Unternehmen statt aber dabei wird häufig eher das offensichtliche leicht zugängliche Wissen weitergegeben und nicht das viel tieferliegende Erfahrungswissen – also unserer wahrer Wissensschatz.
3 Situationen die das zeigen:
- Ein Ingenieur erhält eine Anfrage eines Kollegen aus Singapur, der ihn bei der Lösung eines Problems bittet. Der Ingenieur beschreibt dem Kollegen die Lösung, die er in der Vergangenheit angewandt hat. Doch er versäumt es, die der Lösung zugrundeliegenden Überlegungen und Einsichten zu durchdenken und mit- zuliefern.
- Ein Vorarbeiter wechselt die Abteilung und übernimmt einen neuen Job im Unternehmen. Um das Wissen an seinen Nachfolger weiter zu geben, organisiert das Unternehmen einen Übergabetermin und der Vorarbeiter spricht mit seinem Nachfolger die Prozesse und Abläufe durch, aber das eigentliche Wissen – also die Tipps und Tricks, die der Neue für anstehende Problemstellungen braucht, werden nicht angesprochen.
- Eine Projektmanagerin beendet ihr Projekt. Um das Wissen über das Projekt fest zu halten, setzt sie sich für ein paar Tage hin und schreibt einen Abschlussbericht, in dem sie die Geschichte des Projekts und die Erfolge des Projekts schildert. Doch die Geheimnisse des Erfolges, die sich in den Interaktionen in ihrem Team verbergen, kommen ihr nicht in den Sinn.
In jedem dieser Beispiele ist die Gelegenheit zum Austausch von wertvollem, impliziten Erfahrungswissen verloren gegangen – in einigen Fällen für immer. Das entscheidende Wissen bleibt im Kopf der Mitarbeiter, denn keiner von ihnen ist sich dessen bewusst, dass er/sie eigentlich viel mehr weiß. Aber ohne sich über sein Wissen bewusst zu sein, haben wir keine Möglichkeit, dieses Wissen weiter zu geben.
Wir wissen mehr als wir denken zu wissen
Einer der wichtigsten Grundsätze beim Wissenstransfer ist, dass wir mehr wissen, als uns bewusst ist, und viel mehr, als wir aufschreiben können. Der Einzelne, der alleine vor einem leeren Blatt Papier sitzt und versucht sein Wissen aufzuschreiben, greift selten auf das tiefe und verborgene Wissen zurück. Zum einen, weil es ihm selbst nicht bewusst ist und zum anderen, weil er es alleine nicht kann.
Die einzige Methodik, die uns dabei helfen kann, an das verbogene Wissen zu gelangen ist, Fragen zu stellen und das ist alleine ohne ein Gegenüber sehr schwer. Deshalb braucht es dazu einen guten Fragesteller, dieser kann dem Einzelnen helfen, das eigene Denken und den Reflexionsprozess anzustoßen und damit in die Tiefen seines Wissens einzutauchen.
Wer kann gut Fragen stellen?
Dies funktioniert immer dann am besten, wenn uns eine Person dabei unterstützt die selbst wenig oder gar kein Wissen über die Tätigkeit oder den Job den wir ausüben, hat. Denn diese Person kann ganz anderes und tiefgehendere Fragen stellen. Dass, was für uns als Wissensgeber ganz selbstverständlich erscheint, hinterfragen andere. Nur so erreichen wir die tieferen Ebenen unseres Wissens und können diese für uns bewusst machen.
Damit bestimmt die Qualität der Befragung den Wert des Wissens. Eine oberflächliche Befragung fördert oberflächliches Wissen hervor, das von begrenztem Nutzen ist. Aber ein hartnäckiges Hinterfragen, führt zu dem tieferen Wissen, wo der wahre Wert liegt.
Wann erkennt jemand von Außen, dass wir in der Tiefe unseres Wissens graben?
Mit jedem tieferen hinterfragen wird das Tempo des Antwortgebens verlangsamt, weil das tiefe Nachdenken und die Reflexion einsetzen und der Wissensgeber sich fragt, was wirklich passiert ist, was er gelernt hat. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass der Befragte sich zurücklehnt, den Blickkontakt auflöst, am Fragesteller vorbei ins Leere sieht und seine Aufmerksamkeit nach innen richtet.
Wenn wir an das tieferliegende und essenzielle WISSEN wollen, dann brauchen wir eine neutrale Person, einen Moderator oder Fragensteller, der uns dabei hilft, die richtigen Fragen zustellen.
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