Wege zur langfristigen Sicherung von Know-how

Das war des Thema meines vierten und letzten Vortrags in Rahmen eines Projektes bei einem Kunden.

Auch wenn keiner den Begriff demografischer Wandel mehr hören kann, möchte ich trotzdem dazu einladen, mit mir einen Blick auf die Fakten und seine Folgen zu werfen.

Laut Definition beschreibt der demografische Wandel die Entwicklung unserer Bevölkerung. Dabei wird die Veränderung der Altersstruktur, als auch die Geburtenanzahl im Verhältnis zu den Sterbefällen betrachtet. In Deutschland steigt der Altersdurchschnitt und seit den 70er-Jahren werden weniger Menschen geboren, als sterben. Man geht davon aus, dass im Jahr 2060 jeder Dritte mindestens 65 Jahre alt sein wird.

In Deutschland steigt der Altersdurchschnitt und seit den 70er-Jahren werden weniger Menschen geboren, als sterben. Man geht davon aus, dass im Jahr 2060 jeder Dritte mindestens 65 Jahre alt sein wird.

In nicht zu weiter Zukunft  -schon in den kommen 7 Jahre wird sich der deutsche Arbeitsmarkt drastisch verändern.

Denn dann werden:

  • Rund 20 Millionen der in den Jahren von 1956 bis 1965 geborenen Babyboomer in den Ruhestand gehen.
  • Diese geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre machen 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus.
  • Sie werden dem Arbeitsmarkt dramatisch fehlen.

Die Zahlen sprechen für sich. Und doch führt der Handlungsdruck in Unternehmen erst dann zu konkretem Handeln, wenn klar ist, dass Wissensträger gehen und das vorhandene Wissen mit ihnen.

In meinem Vortrag zeige, wie Organisationen schon heute darauf reagieren können. Warum jetzt noch genügend Zeit ist, um einen strukturierten Wissenstransfer in der Organisation zu etablieren und warum es sich für alle Beteiligten lohnt.

Schaut gerne rein. Ich hoffe, ihr könnt für euch etwas mitnehmen.

Wissensarbeiter brauchen neue Kompetenzen und Fähigkeiten

Das war der Titel meines dritten Vortrags im Rahmen eines Projektes bei einem Kunden.

Über Jahrhunderte haben Menschen ihr Wissen geteilt. Schon unsere Ur-Ur-Vorfahren haben das Jagen eines Mammuts in Form von Höhlenmalereien festgehalten. Oder das Wissen über Pflanzen und Wurzeln von Generationen zu Generationen weitergegeben.

Wo wären wir heute, wenn diese Ur-Menschen ihre Erfahrungen, ihr Wissen, dass sie sich mühselig, oft auch schmerzhaft angeeignet haben, für sich behalten und niemals weitergeben hätten?

Im schlimmsten Falle hätte niemand überlebt. Im positivsten Fall hätte unsere Entwicklung zum Homo Sapiens noch ein paar Millionen Jahre länger gedauert.

Doch so wie unsere Ur-Ur-Vorfahren Wissen weitergegeben haben, funktioniert es heute nicht mehr. Wissen weiterzugeben ist im Organisationskontext heutzutage kein Ur-Instinkt mehr. Aber dennoch für Organisationen überlebenswichtig.

Denn ohne das Wissen der Mitarbeitenden sind Unternehmen in einer Wissensgesellschaft nicht mehr handlungs- und innovationsfähig.

Auch deshalb brauchen wir nicht nur andere Rahmenbedingen in Organisationen, die den Wissenstransfer günstigen und aktiv fördern, sondern Mitarbeitende auch neue Kompetenzen und Fähigkeiten.

Ich nenne das Wissenstransferkompetenz!

Schaut gerne rein. Ich hoffe, ihr könnt für euch etwas mitnehmen.

 

 

Wissensweitergaben effektiv gestalten

Anfang des Jahres habe ich in einem Beitrag berichtet, dass ich bei einem Kunden eine kleine Vortragsreihe rund um das Thema Wissensmanagement halte, um die Mitarbeiter für das Thema zu begeistern.

In meinem zweiten Vortrages ging es um die Frage, wie Wissensweitergaben effektiv in der Organisation gestaltet werden können und warum das heute noch nicht passiert. Also was uns Menschen daran hindert, unser Wissen gekonnt weiterzugeben.

Leider hat mein Mitschnitt des Vortages diesmal nicht funktioniert, sodass ich dieses Mal kein Video teilen kann. Aber dafür werde ich die wichtigsten Punkte zusammenfassen.

Um Wissensweitergaben effektiv zu gestalten, braucht es in meinen Augen ein paar Zutaten, damit das Teilen von Wissen in Organisationen gelingen kann.

Die Zutaten bestehen vor allen aus 3 Dimensionen

1. Kultur, Menschen, Leadership
2. Prozesse, Strukturen
3. Tools, Methoden

Die erste Dimension behandelt den Aspekt Kultur

Kultur beschreibt den Umgang miteinander und charakterisiert die Zusammenarbeit in der Organisation. Sie lenkt das Verhalten von Mitarbeiter ganz unbewusst und doch selbstverständlich. DNA einer Organisation. Eine Wissensteilungskultur, in der das Teilen von Wissen nicht nur als Absichtserklärung irgendwo steht, sondern überall im Unternehmen gelebt wird. Eine Kultur, die den offenen Umgang mit Wissen explizit erlaubt und dies auch von allen gewünscht und akzeptiert wird. Die den Menschen in den Fokus stellt – ich als wertvollen Know-how-Träger und das Wissen jedes einzelnen Mitarbeiters wertschätzt, damit dieser mit seinem Wissensschatz für andere sichtbar wird. Erst in einer gelebten Kultur des Teilens wird klar, dass es sich für alle Beteiligten lohnt, Wissen zu teilen. Es bedeutet für viele Organisationen einen deutlich offeneren Umgang mit dem Wissen ihrer Mitarbeiter.

Meiner Meinung nach ist Leadership einer der Schlüssel für eine Kultur des Teilens. Denn Leadership bedeutet anderen Menschen eine Vision und Richtung zu geben, sodass diese sich mit dem Ziel und der Haltung identifizieren können. Leadership bedeutet die Vision, nicht nur sprachlich attraktiv zu formulieren, sondern sie auch mit Werten und Überzeugungen zu füllen und sie durch das eigene Handeln vorzuleben.

 

In der zweiten Dimension geht es um Prozesse und Strukturen

Fast alle Organisationen arbeiten heutzutage in vielen Bereichen prozessbezogen. Wir haben also unser Tun in kleine Schritte unterteilt, um so unsere Arbeit besser organisieren zu können. Dabei haben wir aber die Dimension des Wissens außen vor gelassen. In fast jedem klassischen Prozessschritt wird Wissen generiert und anschließend weitergeben. Was dabei aber bisher außer Acht gelassen wird, ist die Art und Weise, wie das Wissen zur Verfügung gestellt wird.

Nicht jedes Wissen lässt sich dokumentieren und trotzdem zwingen wir die Menschen in Organisationen alle ihr Wissen in Dokumenten und Datenbanken niederzuschreiben. Damit bleibt viel implizites Wissen, das schwer bis nicht dokumentiert werden kann, unentdeckt.

Was Organisationen brauchen sind Prozessschritte, die die Wissensart berücksichtigt und Möglichkeit das generierte Wissen entsprechend artgerecht weiterzugeben, in dem wir den Menschen wieder mehr Gelegenheiten zum direkten Austausch geben. Unterstützen können wir das, in dem wir neue Strukturen schaffen. Und ich mein wirklich neue Strukturen und nicht eine andere Form der konventionellen Organisationsstrukturen wie hierarchische, funktionale Organisationsstrukturen, sondern von Organisationsstrukturen, die öffnen und nicht eingrenzen, die auf Vertrauen basieren, ein gegenseitiges Geben und Nehmen, ein Miteinander und für einander begünstigen:

  • die Abhängigkeiten abschaffen und ein Zusammenarbeiten auf Augenhöhen ermöglichen.
  • die auf Beziehungen und Vertrauen beruhen
  • die vernetzte Strukturen fördern und begünstigen
  • also weniger Macht, weniger Hierarchie, weniger Ellenbogenmentalität und weniger Einflussname
  • dafür mehr Offenheit, mehr Vertrauen, mehr Beziehungen und mehr Miteinander!

 

In der dritten Dimension spielen die Tools und Methoden eine wesentliche Rolle

Hierbei geht es um die Werkzeuge, die die Menschen in Organisationen benötigen, damit Wissens weitergegeben werden kann.

Die meisten Organisatoren verfügen über einen sehr bunten und vielfältigen Tool-Mix, der die Menschen in der Organisation dabei unterstützt, ihr Wissen zu dokumentieren und mit anderen zu teilen. Was den technischen Aspekt angeht, sind Organisationen gut ausgestattet. So sind diverse Tools wie Intranet, Extranet, Wikis, und diverse andere technische Tools im Einsatz. Größtenteils sind es sogar zu viele Tools und keiner weis so wirklich, welches Tool wofür geeignet ist.

Wo es aber hackt, sind die Methoden – Wir sind heute fast alles Wissensarbeiter und täglich gezwungen unser Wissen mit anderen zu teilen. Was die meisten von uns in der Regel nicht haben, ist Wissenstransfer-Methoden-Kompetenz. Die allerwenigsten von uns haben gelernt, wie wir Wissen richtig weiter geben, worauf wir achten müssen, dass Wissen aufgenommen und verstanden werden kann. Welche Wissenstransfer-Methode sich für welches Wissen und welchen Personenkreis eignet.

Dabei sind Wissenstransfer-Methoden das wichtige Werkzeug, gerade um implizites Erfahrungswissen weitergeben zu können. Mit der Auswahl der richtigen Wissenstransfer-Methoden kann Wissen effektiv und empfängergerecht weitergegeben werden.

Tools und Methoden sind kein entweder oder, sondern ein sowohl aus auch – aber im Gleichgewicht.

Wie finden Wissensempfänger:innen in ihre neue Rolle?

Das war das Thema meines letzten Workshops.

Einen ganzen Tag haben wir uns (Wissensgeber, Wissensempfänger und Teamlead) Zeit genommen, um jede einzelne Rolle im Team genauer anzusehen. Wir wollten wissen, wie jede:r im Team seine eigene Rolle sieht, wie die anderen aus dem Team diese Rolle wahrnehmen und ob es noch Schwierigkeiten bei der Rollenfindung gibt.

Was haben wir am diesem Tag gemacht

Um die Rollen für jeden gut sichtbar und anschließend in den Austausch zu gehen, habe ich für jede:n Teilnehmer:in ein Flipchart vorbereitet – ein Rollen-Canvas mit Reflexionsfragen, die dabei helfen, die jeweilige Rolle so genau wie möglich zu beschreiben.

Im Anschluss durfte jede:r seine Rolle vorstellen und das Team Feedback geben. Der Abgleich zwischen Selbstbild und Fremdbild war für einige der Beteiligten überraschend.

Das lag hauptsächlich daran, dass das Rollenverständnis der Personen sehr zurückhaltend definiert wurde und das Team die jeweilige Rolle viel umfassender sah als die Personen selbst.

Genau wie der vorangegangene Wissenstransfer ist die eigene Rollenfindung ein Prozess, den jede:r im ersten Schritt für sich selbst finden muss. Um die eigene Rolle klarer zu sehen und annehmen zu können, kann das Team helfen, indem es die Außensicht miteinbringt. Damit ergibt sich ein Gesamtbild für die Person, aber auch für das Team selbst.

Wissen muss sichbar werden

Mit dem Sichtbarmachen der verschiedenen Rollen sind die Teilnehmer nochmal stärker als Team zusammengewachsen, weil alle Rollen transparent sind. Für mich war am beeindruckendsten zusehen, wie sich die Teilnehmer:innen gegenseitig bestärkt, ermutigt und unterstützt haben.

Das hat den Wissensgeber zum Ende des Workshops dazu ermutigt, sich bei allen Beteiligten für die konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit zu danken.

Ich weiß jetzt, dass mein Wissen in guten Händen ist und es mit euch neu wachsen wird. Darüber freue mich sehr. Und das macht mir den Ausstieg leichter, auch wenn ich euch noch eine Weile beratend zur Verfügung stehen werde.

Für mich und alle Beteiligten ist das ein schöner Abschluss an diesem Tag.

Wie für das Thema Wissensmanagement im Unternehmen aufmerksam machen?

Das war die Frage, die mir eine Kundin bei unserem ersten Gespräch stellte.

Sie wollte die Menschen in ihrer Organisation für das Thema sensibilisieren und die Mitarbeiter:innen sanft an das Thema heranführen. Es ging ihr darum, Wissensmanagement und seine Komplexität aufzulösen, im besten Fall leicht zugänglich zu machen. Neugierde zu wecken und zu zeigen, dass es keine großen Veränderungen braucht, um Wissensmanagement zu betreiben und dass jeder selbst dazu beitragen kann.

Also habe ich ihr vorgeschlagen, die Mitarbeiter:innen zu Impulsvorträgen einzuladen. Dabei geht es uns darum, den Blick auf das Thema zu öffnen. Wissensmanagement wird immer als DAS GROßE PROJEKT gesehen, dabei lassen sich viele kleine Stellschrauben stellen, die die Wissensarbeit verbessern – ohne viel Aufwand.

Insgesamt wird es vier Impulsvorträge und zwei anschließende Workshops geben, die die Mitarbeiter:innen für das Thema sensibilisieren. In den beiden Workshops wollen wir gemeinsam Ideen und konkrete Maßnahmen entwickeln, die die Mitarbeiter:innen selbst umsetzen können, um sich so Schritt für Schritt dem Wissensmanagement anzunähern und keinen Veränderungen und Anpassungen voranzutreiben.

Und weil ich mit euch gerne teile, habe ich mir vorgenommen alle Impulsvorträgen zu veröffentlichen.

Schaut gerne rein . Ich hoffe, ihr könnt für euch etwas mitnehmen.

 

Beim Wissenstransfer menschelt es immer

Seit mehr als zwei Jahren begleite ich einen Wissenstransfer mit sechs Wissensempfängern. Vor einem Jahr hatten wir uns getroffen um die Aufteilung der Wissensgebiete zu besprechen.

Was ist in dem Jahr passiert?

Nun war es an der Zeit einmal genauer hinzusehen und vor allem den Beteiligten – Wissensgeber und Wissensempfänger – gut zuzuhören. Denn nach einem Jahr und unzähligen Wissenstransfers wollte ich wissen, wo Wissensgeber und Wissensempfänger stehen, was sie bewegt, mit welchen Schwierigkeiten oder Hausforderungen sie kämpfen und wobei ich vielleicht noch unterstützen kann.

Dazu habe ich 45-minütige Interviews mit jedem einzelnen geführt und viel erfahren können. So hat sich herausgestellt, dass alle Beteiligten am Anfang ihre Probleme hatten, sich aufeinander einzustellen.

Das ist nicht außergewöhnlich, denn was viele nicht wissen, ist, dass ein Wissenstransfer nie nur auf der Sachebene stattfindet, sondern immer auch eine persönliche und soziale Ebene hat. Dabei spielt das Vertrauen, das wir unserem Gegenüber entgegenbringen, immer eine wesentliche Rolle.

Wissensgeber und Wissensempfänger mussten sich aufeinander einstellen

Gerade für den Wissensgeber war, dass eine Herausforderung, denn er musste sich auf sechs sehr unterschiedliche Persönlichkeiten einstellen, währen die Wissensgeber sich immer nur auf eine Person einstellen mussten. Das heißt während des Wissenstransfers mussten sich jeweils beide – Wissensgeber und Wissensempfänger erst finden. Gemeinsam ausloten, wie beide ticken, welche Vorstellungen über die Zusammenarbeit existieren und wie sie den Wissenstransfer gemeinsamen ausgestalten wollen.

Dabei hat es an der einen oder anderen Stelle „gemenschelt“, aber je länger und intensiver die Zusammenarbeit dauerte, desto besser konnten sich die Beteiligten verstehen. Mit der Zeit hat sich ein starkes Vertrauensverhältnis ausgebildet. Und das nicht nur zwischen Wissensgeber und Wissensempfänger, sondern auch im Team untereinander.

Wir sind durch diesen Prozess auch als Team zusammengewachsen. Wen ich mir heute, wie ich hier sitzen ansehe, wie wertschätzend, offen und auf Augenhöhe wir uns begegnen, dann ist das ganz anders als vor einem Jahr. Damals wussten wir nicht, ob das so funktionieren wird mit dem Wissenstransfer. Damals Jahr waren wir alle noch sehr skeptisch und haben nur unsere eigene Perspektive gesehen, heute ist das komplett anders. Das ist toll, was wir erreicht haben.

Wie bei jeder guten Zusammenarbeit braucht es auch beim Wissenstransfer zu Beginn immer eine gewisse Zeit, um zu verstehen, wie unser Gegenüber tickt und die Bereitschaft sich aufeinander einzustellen.

Wissen retten, bevor es das Unternehmen verlässt

Eines meiner letzten Projekte, die ich letztes Jahr begleiten durfte, stand rückblickend unter dem Motto: Retten, was zu retten ist.

Es ging um einen Wissenstransfer, den ich begleiten sollte. Ein langjähriger IT-Mitarbeiter hatte gekündigt und würde das Unternehmen verlassen und ich wurde angefragt, um den Wissenstransfer zu begleiten. Doch in kürzester Zeit hatten sich die Rahmenbedingungen so geändert, dass wir nur noch das allerwichtigste Wissen an die Wissensempfänger übergeben konnten.

Was war passiert?

Bei meinem Auftragserklärungsgespräch war der Zeitraum bis zum Ausscheiden des Wissensgebers auf ein halbes Jahr festgelegt worden, aber eine Woche später hatten wir plötzlich nur noch 2 Wochen für das Experten-Interview und den anschließenden Wissenstransfer.

Solche Situationen kennen ich und normalerweise lehne ich 2-wöchige Wissenstransfers ab, aber in diesem Fall hatten wir bereits angefangen, das Wissen des Know-how-Trägers zu identifizieren und in einer Wissenslandkarte festgehalten. Wir steckten also bereits mitten im Prozess.

Was also tun? Abbrechen oder weitermachen?

Wir haben uns fürs Weitermachen entschieden und ich habe in den verbleibenden 2 Wochen den Wissenstransfer moderiert. Dabei haben wir uns auf das Wissen konzentriert, das für die Wissensempfänger am wichtigsten war und alles andere hinten angestellt.

Um im Verlauf des Wissenstransfers nicht den Fokus zu verlieren und nur die wirklich wichtigen Themen und Wissensgebiete zu übergeben, hat der Wissensgeber zu Beginn jeder Wissenstransfereinheit folgende Frage gestellt:

„Stellt euch vor, morgen ist mein letzter Tag. Was genau brauchst du, noch von mir, damit du selbstständig arbeiten kannst?“

Auf der einen Seite hat die Frage bei den Wissensempfängern etwas Druck aufgebaut, weil sie unsicher waren, welches das für sie wichtige und relevante Wissen ist, auf der anderen Seite hat es sie fokussiert.

Sicher konnten die Wissensempfänger nicht von dem gesamten Wissensschatz des Wissensträgers profitieren, weil der Zeitraum zu kurz war. Aber zum Schluss waren die Wissensempfänger sehr dankbar für die Möglichkeit alle Fragen stellen zu können und in die wichtigsten Wissensgebiete tiefer einzutauchen.

Manchmal sind die Rahmenbedingungen nicht ideal, trotzdem bin ich froh darüber diesen Wissenstransfer begleitet zu haben, denn so konnten wir zumindest einen Teil des Wissens sichern.

Welche Wissenstransfermethoden kennt ihr?

Letzte Woche bei meiner Ausbildung zum/r Wissenstransferbegleitern*innen hatten nicht nur die Gelegenheit noch mal das Experten-Interview zu über, sondern auch einen ganzen Tag, um uns mit den verschiedensten Wissenstransfermethoden auseinanderzusetzen.

Dazu hatte ich ganz viele unterschiedliche Methoden mitgebracht, um den Teilnehmern ein möglichst breites Spektrum aufzuzeigen.

Gestartet sind wir mit einem kleinen Brainstorming zu der Frage: Welche Wissenstransfermethoden kennen wir?

Dabei ging es zunächst einmal darum zu erfahren, welche Methoden die Teilnehmer bereist kennen und welche sie selbst aktiv für die eigene Wissensweitergabe einsetzen. Nicht nur ich selbst, sondern auch die Teilnehmer:innen waren überrascht, wie viele Methoden sie selbst kennen und im Unternehmen bereits angewendet werden.

Die erste wichtige Erkenntnis an diesem Tag: „Uns war gar nicht bewusst, wie viele Methoden bei uns schon im Einsatz sind. Im Prinzip ist ja schon viel da.“

Einfache oder komplexe Wissenstransfermethoden, was ist der Unterschied?

Anschließend habe ich die Teilnehmer:innen über die Unterschiede von einfachen und komplexen Wissenstransfermethoden aufgeklärt.

Als einfache Wissenstransfermethoden bezeichne ich diejenigen, die sich einfach und leicht in die tägliche Arbeit integrieren lassen. Die nicht zu zeitintensiv sind, keine bis wenig Vorbereitung benötigen, die nicht länger als ein bis zwei Stunden in der Durchführung beanspruchen und in der Regel für 1 zu 1 Wissenstransfers geeignet sind.

Komplexere Wissenstransfermethoden sind Methoden, die etwas aufwendiger sind. Nicht nur in der Vorbereitung und vom Zeitinvest, sondern auch von der Art und Weise der Durchführung.

Mit dieser kleinen Kategorisierung sind wir tiefer in jede einzelne Methode eingetaucht und haben uns folgende Kriterien dazu angesehen:

  • Beschreibung und Vorgehen der Methode
  • Welche Vorbereitung wird benötigt
  • Wie hoch ist der Zeitaufwand
  • Welcher Personenkreis wird benötigt
  • Für welche Wissensart ist diese Methode gedacht
  • Für welchen Zweck lässt sich die Methode am besten einsetzen

So konnten die Teilnehmer:innen nicht nur die Methoden besser kennenlernen, sondern auch gleich ihre ersten Erfahrungen sammeln. Denn nach dem theoretischen Teil durfte jede:r Teilnehmer:in vier Methoden selbst ausprobieren und seine ersten Erfahrungen machen. Es ging mir darum, den Teilnehmer:innen Raum zum exprimierten zu geben.

Das hat die Methoden für alle greifbarer gemacht. Gleichzeitig aber auch gezeigt, dass nicht jeder der Teilnehmer:in mit jeder Methode gleich gut zurechtkommt. Mache Methoden liegen uns mehr als andere. Genau darum geht es, für sich die richtigen Methoden zu finden. Zu dieser Erkenntnis können wir aber nur gelangen, wenn wir viele verschieden ausprobieren. Dafür war dieser Tag genau richtig.

Am Ende des Tages hat jeder der Teilnehmer einen bunten Blumenstrauß an Methoden kennengelernt und weis, mit welchen Methoden er:sie weiter arbeiten möchte.

 

 

Leanings aus dem Experten-Interview Workshop

Vor zwei Wochen dufte ich einen ganzen Tag mit einer Gruppe von Wisstransferbegleitern*innen verbringen. Auf dem Programm stand das Üben eines Experten-Interviews. Dazu durften die Teilnehmer in Gruppen jeweils in vier Rollen schlüpfen:

  • Wissensgeber*in
  • Interviewer*in
  • Dokumentator*in
  • Beobachter*in

Insgesamt hatten wir drei Gruppen, die für 2 mal 2 Stunden ein Experten-Interview durchspielen durften. Bevor wir nach jedem Durchlauf in eine gemeinsame Reflexion gegangen sind, um die Erlebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen gemeinsam zu besprechen und Best Practice zu sammeln.

Die Erkenntnis – Theorie und Praxis ist nicht dasselbe

Was in der Theorie so einfach klingt, hat die einzelnen Teilnehmer in der Praxis an der einen oder anderen Stellen ins Schwitzen gebracht. So wurde schnell klar, wo es Unsicherheiten bei den Beteiligten gibt, es an Wissen fehlt und wo schlichtweg die Erfahrungen und die Routinen fehlen.

Im Allgemeinen hatten die Teilnehmer*innen die größten Schwierigkeiten mit der zu bewältigenden Informationsflut. Mit jeder Frage, die gestellt wurde, kam eine ganze Flut an Wissen und Informationen, die verstanden und dokumentiert werden mussten, bevor die nächste passende Frage gestellt wurden konnten. Das Aufnehmen der Informationsflut, das Dokumentieren und das gleichzeitige Nachdenken über die nächste Frage hat viele der Teilnehmer herausgefordert und machen überfordert.

Deshalb ist das zentrale Learning: Wenn bisher nur wenige Experten-Interviews durchgeführt wurden, ist es gut, das Experten-Interview zu zweit, mit beiden Rollen (Interviewer*in und Dokumentator*in) durchzuführen. Damit kann die eine Rolle sich auf das Fragen stellen und zuhören, während die andere Rolle auf das Zuhören und Dokumentieren fokussieren.

Weitere Learnings, die festgehalten wurden:

  • Zum Start des Interviews ist es von Vorteil den Wissensempfänger abzuholen, indem ihm das Vorgehen, die Rollen, die Methode und die Erwartungen erläutert werden.
  • Für die ersten Interviews bietet es sich an, mit einem Interviewer*in und einem Dokumentator*in in das Experten-Interview zugehen. Damit kann sich jeder der beiden auf seine Rolle konzentrieren.
  • Wenn das Interview mit beiden Rollen (Interviewer*in und Dokumentator*in) durchgeführt wird, dann bilden diese beiden ein Team und sollten ihre Vorgehensweise im Vorfeld abstimmen.
  • Immer einen Fragenkatalog dabeihaben. Gerade am Anfang fällt es schwer, alle Fragen im Kopf zu haben. Ein kleiner Spickzettel gibt Sicherheit, wenn die Fragen ausgehen.
  • Beim Fragen stellen – sich nicht scheuen, tiefer zu bohren. In der Rolle des Interviewers*in gibt oft das Gefühl – da ist noch mehr. Hier gilt nicht zu schnell aufgeben und ruhig etwas hartnäckiger bohren.
  • Die dokumentierten Punkte der Wissenslandkarte sind für den Wissensgeber immer sichtbar. Entweder in digitaler Form oder mit Post-Ist.
  • Da in der Wissenslandkarte nur Stichpunkte dokumentiert werden, sind Rückfragen an den Wissensgeber, wie das Wissen am besten dokumentiert werden soll, wichtig. Der Wissensgeber muss sich später daran erinnern können, was er zu jedem Punkt erzählen oder zeigen will.
  • Genügend Pausen während des Interviews einbauen. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn das Gefühl aufkommt, dass eine Pause gebraucht wird, einfach ganz offen bei allen Beteiligten nachfragen.

Zu dem Thema Experten-Interview gibt es auch eine Visualisierung, die vielleicht noch helfen kann das Thema zu vertiefen.

 

 

Wissen im Unternehmen halten und Wissenstransferbegleiter*in werden

Mitarbeiter kommen und gehen, das kennen Sie und ist ganz normal. Schwieriger wird es erst dann, wenn in den kommenden Jahren nicht nur einzelne Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, sondern eine ganze Reihe bis hin zu ganzen Abteilungen in Rente gehen.

In den kommenden acht Jahren werden bis zu ein Drittel der angestellten Mitarbeiter in den Ruhestand gehen– das ist überdurchschnittlich viel. Diese Mitarbeiter*innen verfügen über ein enormes unternehmen spezifisches Erfahrungswissen, das gesichert werden will. Dabei geht es um Wissen, das sonst niemand hat und ohne die Weitergabe dieses Wissens wäre es, für das Unternehmen und seine Mitarbeiter für immer verloren.

Um dieser Entwicklung frühzeitig und nachhaltig entgegenzuwirken, können Wissenstransferbegleiter*innen helfen.

 „Wissenstransferbegleiter*innen” sind in der Lage, die Wissensträger im Unternehmen aktiv bei deren Wissensweitergaben zu unterstützen. Und das von der Wissensidentifizierung und Strukturierung, über die Wissenstransferplanung bis hin zum eigentlichen Wissenstransfer.“

Im Detail heißt das, sie können …

  • ein Experten-Interview eigenständig durchführen
  • Wertvolles implizites Wissen identifizieren und in einer Wissenslandkarte festhalten
  • einen Wissenstransferprozess strukturieren und planen
  • die Rahmenbedingung für einen erfolgreichen Wissenstransfer gestalten
  • denn gesamten Wissenstransferprozess aktiv unterstützen und Mitarbeiter während der Wissensweitergabe begleiten, anleiten und Hilfestellung geben

Inhalte

Block 0 –  Kick-Off – Start der Ausbildung
Kennenlernen der Teilnehmer, Erwartungen und Wüsche klären, Überblick über die Ausbildung geben & in das Thema einführen, das Arbeiten in Arbeitsgruppen und mit dem Arbeitsbuch

Block 1 –  Theorie & Vermittlung von Basiswissen (Videos und Arbeitsunterlagen zum Selbststudium)
Verstehen, wovon wir sprechen. Wichtiges Basiswissen aus dem Wissensmanagement; z. B. Abgrenzung von Informations- und Wissensmanagement, „Wissenstreppe“, Eisbergmodell.

Block 2 –  Theorie & Praxisübungen (Videos und Arbeitsunterlagen zum Selbststudium)
Erfahren, worauf es ankommt. Wissenstransfer als sozialen und biologischen Prozess verstehen: Das Brückenprinzip, das Sender-Empfänger-Prinzip, die Rolle des Gehirns, kognitive Komplexität und mögliche Störfaktoren, Lernprinzipien, Lerntypen, Lernwege, Vergessenskurve.

Block 3 –  Theorie & Praxisübungen (Online-Training)
Wie den reichen Wissensschatz identifizieren – das „Experten-Interview“. Die Methode kennenlernen und einsetzen können.

Block 4 –  Theorie & Praxisübungen (Online-Training)
Wie den Wissensschatz bewerten, transparent machen und dokumentieren – die „Wissenslandkarte“ und die „Netzwerkanalyse“. Die Methoden kennenlernen und einsetzen können.

Block 5 –  Theorie & Praxisübungen (Online-Training)
Eine gute Planung als solides Fundament – der „Wissenstransferplan“. Das Tool kennenlernen und einsetzen können.

Block 6 –  Theorie & Praxisübungen (Online-Training)
Wissenstransfer als effektiven und effizienten Prozess gestalten. Phasen. Schritte. Erfolgsfaktoren. Wissenstransfers als Ganzes planen. Das didaktische Baukastenprinzip – der „Schedule“ und Best Practice Beispiele.

Block 7 –  Workshop – Erfahrungen machen – Experten-Interview (Präsenz)
Experteninterviews eigenständig vorbereiten und durchführen können. Im Workshop erhalten die Teilnehmer*innen die Gelegenheit in die verschiedenen Rollen (Interviewer, Wissensgeber und Beobachter) Zu schlüpfen und diese auszuprobieren. Die Erfahrungen werden gemeinsam im Anschluss reflektiert und ausgewertet sowie Best Practice entwickelt.

Block 8 –  Workshop – Erfahrung machen – Wissenstransfermethoden (Präsenz)
Jede Art von Wissen kann mit Hilfe von verschiedenen Wissenstransfermethoden weitergegeben werden. Vorausgesetzt diese sind bekannt und können entsprechend den Rahmenbedingungen eingesetzt werden. Im Workshop erhalten die Teilnehmer einen Überblick über die verschiedenen Methoden und haben die Gelegenheit eine Vielzahl der Methoden auszuprobieren.

Block 9 –  Einzel Coaching – (Online)
Unterstützung bei konkreten Wissenstransferfällen für jeden Teilnehmer individuell abrufbar.

Ablauf


Wenn Sie Intresse an der Ausbildung haben, dann melden Sie sich bei mir. Ich biete diese auch ein mal im Jahr als offenes Programm an.