Schlaf verwandelt implizites Wissen in explizites

Ein aktueller Welt-Artikel deutete auf den starken Zusammenhang zwischen ausreichend Schlaf und Lernen, bzw., um genau zu sein,  die Abruf- und Anwendbarkeit von implizit, also unbewusst Gelerntem, hin:

„In der Studie untersuchten Ines Wilhelm und ihr Team dies an 35 Kindern im Alter zwischen acht und elf Jahren, denn Kinder verbringen bis zu drei Mal mehr Zeit im SWS als Erwachsene.

Die kleinen Probanden sollten an einem Schaltpult mit acht Knöpfen immer jene, die in einer bestimmten Reihenfolge aufleuchteten, schnell drücken. Während die eine Hälfte die Aufgabe morgens bekam, führte die andere sie abends durch und kam am nächsten Morgen zum Test.

Bei diesem sollten alle die Reihenfolge wiedergeben, die sie zuvor implizit, durch das Drücken der Knöpfe, gelernt hatten. Das Ergebnis: Tatsächlich konnten sich die Kinder, die zwischendurch geschlafen hatten, besser an die Reihenfolge erinnern als jene, die nicht geschlafen hatten.

Die erste Gruppe erinnerte im Schnitt vier Schritte, die zweite dagegen fast komplett alle acht. Zusätzlich konnten die Wissenschaftler zeigen, dass bei jenen Kinder, die sich besonders gut erinnerten, in der Nacht zuvor auch häufiger SWS-Wellen aufgetreten waren.

Die Forscher testeten auch 37 Erwachsene: Bei ihnen war der Lernvorteil durch das Schlafen aber geringer. Sie erinnerten sich nur an rund fünfeinhalb Schritte.

Das also erklärt, warum Kinder so schnell Neues lernen: Sie verbringen einfach besonders viel Zeit in der dafür wichtigen Schlafphase.

Aber auch wenn der Anteil des Tiefschlafes über die Lebensspanne sinkt – zwischen 36 und 50 Jahren sind es nur noch drei Prozent der Schlafzeit –, bedeutet dies nicht, dass Schlafen damit weniger wichtig wird, wie die britische Gen-Studie eindrucksvoll zeigt.“
(Zitat aus: http://www.welt.de/gesundheit/article113901061/Schlafmangel-aendert-die-Aktivitaet-von-711-Genen.html)

Ich finde die Studie und ihr Ergebnis interessant, der Artikel hinterlässt aber auch eine Menge Fragen bei mir: Ist hier wirklich der zeitliche Faktor das entscheidene Element – oder können wir auch über das Schlafpensum und die Qualität des Schlafs steuernd auf die Verwandlung von impliziten in explizites Wissen einwirken? Spielt der individuelle Bio-Rhythmus hierbei so gar keine Rolle? Ich persönlich z.B. fahre mein Lernsystem ab 18 Uhr definitiv so langsam herunter ….. Und was sind nun die Konsequenzen für uns Über-36jährigen? Wie können wir die SWS-Phasen wieder vermehren? Oder sind wir – zumindest in dieser Hinsicht – auf verlorenem Posten und müssen uns mit der „5 1/2 Schritt-Tatsache“ abfinden? Und wie steht es um die Bildung des impliziten Wissens selbst? Können wir das – wie der Artikel impliziert – als gegeben voraussetzen oder spielt auch hierbei der Schlaf eine Rolle?

 

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