„Unternehmenswerte bei der IT-Auswahl beachten“

… so lautet ein Artikel auf der Plattform „business-wissen“, der sich die Tage meine Aufmerksamkeit gesichert hat:

„Unternehmen „ticken“ unterschiedlich. Das heißt: Sie haben verschiedene Kulturen und Wertesysteme. Diese sollten bei der Auswahl und Konzeption von IT-Systemen berücksichtigt werden. Denn dies erhöht deren Akzeptanz. Folglich treten auch bei der Einführung und Inbetriebnahme weniger Widerstände auf und sind weniger Änderungen nötig.“

… heißt es dort und bringt mein Kopf damit zum eifrigen Nicken. Denn auch im breiteren Themenfeld des Wissensmanagement (was ja bekanntlich nicht nur aus technischen Tools besteht ;-)) hat das Gesagt unserer Meinung nach volle Gültigkeit.

Grundsätzlich ist das Thema Unternehmenskultur (und damit auch seine Werte) natürlich stets präsent auf unserer Agenda, gehen wir ein neues Wissenmanagement-Projekt an (zahlreiche Blog-Artikel zeugen von unserem kleinen „Kultur-Faible“ ;-)). Bereits in der Analysephase, gerade aber auch bei der Konzeption eines Maßnahmenspaketes ist dies ein wichtiger Faktor, der schlicht nicht vernachlässigt werden kann, möchte man das Projekt zum Erfolg führen.

Und doch hat es der Artikel geschafft, mir noch einmal neue Ideen mit auf den Weg zu gehen und das Thema noch stärker in unseren konzeptionellen Gedanken zu verankern. Gerade über das beschrieben Fallbeispiel wird die Idee von der Relevanz des Reifegrades eines Unternehmens selbst bei der – in der Regel technologie- und / oder funktionsgetriebenen – Auswahl eines IT-Systems deutlich und in seiner Wichtigkeit sehr plakativ dargestellt.

Doch drängt sich mir in der Praxis stets die gleiche Frage auf: Wie gehen wir damit um, dass es sich bei Unternehmen in der Regel nicht um homogene Systeme handelt, sondern im Gegenteil stets zahlreiche „Reifegradstufen“ in bunter Mischung über Abteilungen oder Teams hinweg vorliegen? Schließlich haben wir es mit Menschen, also Individuen zu tun.  Lassen wir „das große Ganze“ (und was mag das sein? Der Blick der Geschäftleitung? Die Sicht der Masse?) gelten und vernachlässigen den Einzelnen, der im Zweifelsfall jedoch genauso mit dem gewählten System (oder einer nicht-technischen Maßnahmen in unserem Konzept) arbeiten muss, darf, soll und somit einfach „hinten runter fällt“.
Auch dieser Artikel kann mir diese Frage leider nicht beantworten und so werden ich in der Praxis weiterhin fleissig Erfahrungen zu diesem Thema sammeln müssen.

Dennoch möchten ich allen Interessierten die kurze Lektüre natürlich empfehlen.
Der Link zum Beitrag: http://www.business-wissen.de/index.php?id=7268&ref=nl.

4 Kommentare
  1. Ludwig
    Ludwig sagte:

    Grüß dich Judith, und danke für den Hinweis auf den Artikel. Sehr interessant.

    Die Frage nach der Übereinstimmung von Kultur und IT kann ich nur unterschreiben. Insbesondere da meinr Schwerpunkt auf Sozialer Software liegt merke ich immer wieder dass zwar Neugierde vorhanden ist, aber viele Unternehmen / Management gar nicht die passende Kultur mitbringen, um z.B. Wiki effizient nutzen zu können. Die Arbeit dort läuft oft im Rahmen klassischer Ampel-Kreuzungen ab, eine Zusammenarbeit im Sinne des Kreisverkehrs würde eine andere Kultur voraussetzen.

    Du fragst nach dem richtigen Umgang mit „Reifegradstufen“ in Unternehmen. Das beobachte ich auch so. Aus meiner Sicht ist eine iterative (schrittweise) Einführung mit Pilotprojekten die angemessene Strategie. Dort anfangen wo Reife gegeben ist und systematisch Brücken bauen bzw. Wissen diffundieren lassen. „Botschafter“ identifizieren und einspannen…

    Dieses Graves Value System sollte man mal ausprobieren, das klingt interessant. Viele Grüße, und bis bald bei Wissensnetworx 🙂

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  2. Judith Lell
    Judith Lell sagte:

    Hallo Ludwig,

    der Vergleich mit der Ampel-Kreuzung vs. Kreisverkehr klingt interessant. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

    Der von dir vorgeschlagene interative Ansatz ist gut – auch wir versuchen, ähnlich vorzugehen – auch wenn wir leider nicht immer die optimale Ausgangsbasis haben, dass wir tatsächlich an der höchsten „Reifestelle“ anfangen können …

    Viele Grüße
    Judith

    Antworten
  3. Michael Ludwig Höfer
    Michael Ludwig Höfer sagte:

    Grüß dich Judith
    Du fragst was ich mit „Kreuzung vs. Kreisverkehr“ meine? Gern …

    Aus meiner Sicht repräsentiert die Kreuzung die Organisation „alter Schule“. Im Grunde sagt dir das System ständig was du wann du machen hast. Es ist ein relativ autoritäres System (Ampel). Es ist ein relativ langsames System, da man oft wartend steht. Eine Kreuzung ist relativ unfallträchtig, gerade wenn sie größer ist und damit unübersichtlicher. Und sie ist nicht fehlertolerant: wenn man die falsche Abzweigung nimmt muss man erst eine Stelle zum Wenden suchen bevor man es erneut versuchen kann.

    Demgegenüber repräsentiert der Kreisverkehr aus meiner Sicht die moderne Organisation. Es ist ein offenes System mit klarem Rahmen (Straße, Insel und Seitenbeauung), innerhalb dessen sich die Teilnehmer selbst organisieren können. Es steht für Selbstbestimmung, aber auch Eigenverantwortung sich einzufädeln. Trotzdem oder deswegen passieren weniger Unfälle als in der Kreuzung, und es ist auch noch fehlertoleranter: Verpasst man die richtige Ausfahrt fährt man eben noch eine Runde.

    Wiki-Software ist so ein „Kreisverkehr“. Ein klarer Rahmen für eigenverantwortliche Zusammenarbeit. Um nochmal den Artikel aufzugreifen bietet es eben denjenigen Räume zur Zusammenarbeit an, die schon über den nötigen Reifegrad verfügen, sei es ganze Abteilungen oder nur Einzelpersonen. Der Raum ist da, man muss ihn nur nutzen … und Beispiele geben.

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  4. Judith Lell
    Judith Lell sagte:

    Hallo Luwdig,

    ein schönes Bild, kann ich gut nachvollziehen.

    Wir erleben immer wieder, dass Menschen durchaus eine gewisse „Führung“ brauchen – im Sinne eines Rahmens, innerhalb dessen sie jedoch eigenverantwortlichen Freiheitsraum haben.

    Allerdings sind gerade viele im Umgang mit einem Wiki überfordert, weil es oft ZU viel Freiraum bietet und wir noch nicht gelernt haben, damit umzugehen. Hier sehe ich noch große Lernprozesse auf uns zukommen. Auch wir erfahren das täglich in unserer eigenen Arbeit mit unserem eigenen Wiki ;-).

    Viele Grüße
    Judith

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