Was wir schon immer wussten
Bisher wurde ich von meinem Erfahrungswissen und gesundem Menschenverstand geleitet, wenn ich ein Vorgehensmodell für die Wissensvermittlung bzw. den Wissenstransfer in Organisationen erstellt habe. Auf der Suche nach Belegen die mein Vorgehensmodell bestätigen, findet man in der Literatur wenige, aber immer hin doch zwei Beispiele.
Nach Wilhelm Niggemeyer erhöht sich die prozentuale Lernleistung durch verschiedene Lernwege.
Anhand der hier gezeigten Graphik lässt sich gut erkennen, dass die unterschiedlichen Lernwege zu unterschiedlich hohen Ergebnissen führen. So können wir mittels Lesen, Hören oder Sehen nur einen sehr geringen Teil erlernen und behalten. Dies ändert sich allerdings, wenn wir uns die drei Lernwege rechts im Chart ansehen: Mit der Kombination von Sehen und Hören können im Schnitt schon 50% der Inhalte behalten werden – doch die beiden letzen Wege sind die für uns erfolgversprechendsten. Das Lernen durch Sprechen finden wir z.B. in Situationen wie Diskussionen oder Gruppenarbeiten, aber auch bei Fragen- und Antwortrunden. Dabei wird eine Einprägungsquote von 70% erreicht, denn was selbst durch Sprache reflektiert wird (und nach Möglichkeit noch selbst vom Wissensempfänger gedanklich erarbeitet wurde) prägt sich besser ein, als das, was man lediglich sieht oder hört. Noch erfolgreicher ist das Lernen durch Handeln. Wie wir sehen, kann damit eine Einprägungsquote von 90% erzielt werden, denn was man selbst tut, prägt sich am besten ein. Erst wenn wir das (neue) Wissen anwenden und dabei eigene Erfahrungen (positive wie negative) machen, verankert sich das Gelernte nachhaltig.
Eine etwas andere Darstellung in Form der Lernpyramide von Green & Green (2005) zeigt in den wesentlichen Punkten das gleiche Bild.
In Wissenstransfer-Konzepten versuche ich immer einen möglichst hohen Anteil der beiden letzten Methoden (also dem Sprechen & Handeln) zu integrieren und dann im Transferprozess beim Kunden zu etablieren, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich beim „Selbst-Anwenden“ am besten zeigt, ob der Transfer erfolgreich war oder ob noch Wissenslücken oder Verständnisprobleme auftauchen, die geschlossen bzw. geklärt werden müssen.
Hinzu kommt der nicht zu vernachlässigende Aspekt des „Kooperativen Lernens“, den Green & Green in ihrer Grafik aufzeigen. Das gemeinsame experimentieren, diskutieren und hinterfragen ermöglicht der Gruppe das „voneinander lernen“ und damit können die Inhalte viel besser nachhaltig verankert werden .
In jedem Fall ist es hilfreich sich den Lernstoff über möglichst viele Eingangskanäle einzuprägen und zu erarbeiten. Denn je mehr Wahrnehmungsfelder im Gehirn beteiligt sind, desto mehr Assoziationsmöglichkeiten (gedankliche Verknüpfungen) werden für das tiefere Verständnis gefunden.